Neue S3-Leitlinien zum Darm-, Eierstock- und Leberkrebs
Berlin, 2. Juli 2013 ‒ Im Rahmen des Leitlinienprogramms Onkologie sind im zweiten Quartal 2013 neue S3-Leitlinien zum Darm-, Leber- und Eierstockkrebs erschienen.
Alle genannten Leitlinien enthalten neben evidenzbasierten Entscheidungshilfen für den Arzt auch so genannte Qualitätsindikatoren, also Messgrößen, die zur Beurteilung der Qualität der entsprechenden diagnostischen und therapeutischen Prozesse eingesetzt werden können. „Die Qualitätsindikatoren entstanden in enger Zusammenarbeit zwischen dem Leitlinienprogramm Onkologie und dem Zertifizierungsprogramm der Deutschen Krebsgesellschaft“, erklärt Professor Wolff Schmiegel, Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft und Leiter der Leitliniengruppe zum kolorektalen Karzinom. „Auf diese Weise fördern wir den raschen Transfer der Leitlinien in die Zentren mit einem Qualitätssiegel der Deutschen Krebsgesellschaft.“
Etwa jede siebte Krebserkrankung in Deutschland betrifft den Darm; mit knapp 70.000 Neuerkrankungen jährlich stellt das kolorektale Karzinom (KRK) die zweithäufigste Krebserkrankung in Deutschland dar. Eine S3‐Leitlinie zum KRK wurde erstmals 1998 veröffentlicht und seither mehrere Male, zuletzt 2007, aktualisiert. Die vorliegende Überarbeitung entstand unter der Federführung der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen (DGVS); der Schwerpunkt der Anpassungen lag auf den Kapiteln zu Prävention, Screening, Risikogruppen, Diagnostik, Therapie sowie Nachsorge. „In der aktualisierten Version haben wir den Wert der Darmkrebsvorsorge für die Prävention herausgestellt ‒ hier ist die Vorsorgekoloskopie die bevorzugte Screening-Methode“, erläutert Leitlinienkoordinator Dr. Christian Pox von der Medizinischen Klinik der Ruhr-Universität Bochum. „Weitere Neuerungen betreffen unter anderem eine detailliertere Darstellung der erblichen Darmkrebsformen, den Wert der Magnetresonanztomographie für die Diagnostik des Rektumkarzinoms, Empfehlungen zur Anlage eines künstlichen Darmausgangs und eine besser strukturierte Nachsorge.“
Beim Ovarialkarzinom handelt es sich um die fünfthäufigste Tumorerkrankung der Frau. Mehr als 70 % der Patientinnen werden erst in fortgeschrittenen Stadien diagnostiziert. Mit einer Fünf-Jahresüberlebensrate von unter 40 % ist die Prognose trotz zahlreicher therapeutischer Fortschritte in den letzen Jahren weiterhin ungünstig. Die neue S3-Leitlinie löst die bislang geltende konsensbasierte S2k-Leitlinie ab und enthält Empfehlungen, die auf der derzeit besten verfügbaren Evidenz beruhen. Sie entstand unter der Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) und umfasst alle Aspekte maligner Ovarialtumoren. „Wir wissen, dass eine leitliniengerechte Therapie das Überleben der Patientinnen signifikant verbessert“, erklärt Leitlinienkoordinator Professor Uwe Wagner, Gynäkologe an der Universitätsklinik Marburg. „Deshalb ist eine leitliniengetreue Behandlung beim Eierstockkrebs so wichtig.“
Das hepatozelluläre Karzinom ist weltweit die dritthäufigste tumorbedingte Todesursache; in Deutschland erkranken daran jährlich 7500 Menschen neu. Die vorliegende S3-Leitlinie, die unter der Federführung der DGVS entstand, ist die erste nationale Leitlinie für diese Tumorart und widmet sich daher vor allem auch den Risiken und der Vorbeugung. Außerdem stellt sie die verschiedenen Verfahren der Diagnose sowie der operativen, interventionellen und systemischen Therapien ausführlich dar.
Das Leitlinienprogramm Onkologie
Leitlinien sind systematisch entwickelte Entscheidungshilfen für Leistungserbringer und Patienten zur angemessenen Vorgehensweise bei speziellen Gesundheitsproblemen. Sie stellen ein wesentliches Instrument zur Förderung von Qualität und Transparenz medizinischer Versorgung dar. Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), die Deutsche Krebsgesellschaft e.V. und die Deutsche Krebshilfe e.V. haben sich mit dem im Februar 2008 gestarteten Leitlinienprogramm Onkologie das Ziel gesetzt, gemeinsam die Entwicklung und Fortschreibung und den Einsatz wissenschaftlich begründeter und praktikabler Leitlinien in der Onkologie zu fördern und zu unterstützen. Zum Aufrufen der neuen Leitlinien klicken Sie bitte hier
Die Deutsche Krebsgesellschaft
Die Deutsche Krebsgesellschaft e.V. (DKG) ist mit zirka 7000 Mitgliedern das größte onkologische Experten-Netzwerk im deutschsprachigen Raum. Ziel ihrer fachübergreifenden Arbeit ist eine flächendeckende, qualitätsgesicherte Versorgung und die Sicherstellung von Innovation in der modernen Krebsmedizin. Wichtige Säulen sind dabei die Organkrebszentren und Onkologischen Zentren, die die beteiligten Fachdisziplinen zu einer engen Kooperation verpflichten. Die DKG hat es sich außerdem zur Aufgabe gemacht, durch Zertifizierung die Qualität der Krebsversorgung zu überprüfen, damit die Betroffenen sicher sein können, nach bestem Kenntnisstand behandelt zu werden.
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