Strahlentherapie
Neben der Operation und der medikamentösen Therapie kommt der Strahlentherapie beim Mastdarmkrebs eine zentrale Bedeutung zu. Der Grund liegt darin, dass es in diesem Darmabschnitt – anders als beim übrigen Dickdarm – besonders schwierig ist zu operieren. Die Nähe zum Schließmuskel und die Lage des Mastdarms im kleinen Becken mit vielen angrenzenden Organen erschweren hier die operative Therapie. Die Strahlentherapie wird außerdem auch angewandt, um ein lokales Wiederauftreten des Tumors (Lokalrezidiv) zu verhindern.
Wann wird eine Strahlentherapie eingesetzt?
Die Strahlentherapie kann bei Mastdarmkrebs-Patienten entweder vor einer Operation (neoadjuvant) oder danach (adjuvant) durchgeführt werden. Standard ist heute die Bestrahlung vor der Operation in Kombination mit einer Chemotherapie (sog. Radiochemotherapie). Es konnte gezeigt werden, dass es dadurch zu einer Absenkung des Risikos für ein lokales Wiederauftreten des Tumors kommt. Zudem bestehen funktionelle Vorteile (Kontinenz, Stuhlhäufigkeit). In geeigneten Fällen kann durch eine solche Behandlung der Schließmuskel gerettet werden sofern der Tumor sich unter der Bestrahlung deutlich verkleinert. Diese Therapie dauert insgesamt 6 Wochen wobei der Chemotherapie nur an 2 Wochen gegeben wird. Die Operation erfolgt dann ca. 6-8 Wochen nach Abschluss der Bestrahlung. Diese Zeit ist notwendig damit die sich die Strahlenreaktion zurückbildet und die Operation unter besseren Bedingungen durchgeführt werden kann. Auch der Tumor verkleinert sich in dieser Zeit in der Regel weiter.
Ein zweite Möglichkeit der Bestrahlung vor einer Operation ist die sog. neoadjuvante Kurzzeitbestrahlung (oder 5X5 Konzept). Dabei wird an fünf aufeinanderfolgenden Tagen bestrahlt und in der Folgewoche operiert. Diese Behandlung kann aber nur einsetzt werden, wenn die Tumorgröße und die Nähe zum Schließmuskel für die Operation kein Problem darstellt und der Tumor die geplanten Schnittfläche der Operation nicht erreicht.
Stellt es sich nach einer Operation entgegen den Befunden vor der Operation heraus, dass der Krebs sich in tiefere Schichten der Darmwand ausgebreitet hat oder Lymphknoten befallen sind, kann der Patient nach der Operation eine adjuvante (vorsorgliche) Strahlentherapie erhalten, die in der Regel auch mit einer Chemotherapie kombiniert wird. Auch damit soll ein Rückfall an der gleichen Stelle verhindert werden. Diese Situation sollte aber möglichst verhindert werden, da die Enddarmfunktion durch die Bestrahlung erheblich beeinträchtigt werden kann.
Die Entscheidung, ob und welche Therapie vorgeschlagen wird, sollte heute in einer Tumorkonferenz getroffen werden, wie sie in den zertifizierten Darmkrebszentren vorgeschrieben ist. Dabei ist entscheidend, dass die Beratung bei Mastdarmkrebspatienten vor der Operation erfolgt.
Funktionsweise der Strahlentherapie
Durch die Strahlung entstehen Schäden im Erbgut der bestrahlten Zellen. Da Krebszellen ein weniger gut funktionierendes Reparatursystem besitzen als gesunde Zellen, können sie die durch Bestrahlung entstandenen Schäden nicht ausreichend beheben und sterben daher ab.
Von zentraler Bedeutung für die Bestrahlung ist, dass der Krebs möglichst effektiv bestrahlt wird und das gesunde Gewebe um den Tumor herum so gering wie möglich geschädigt wird. Die Bestrahlung beim Darmkrebs wird meist kombiniert mit einer medikamentösen Therapie mit 5 Fu (Link) verbunden. Diese Therapie wird als Radiochemotherapie bezeichnet.
Nebenwirkungen
Zu den möglichen Nebenwirkungen der Strahlentherapie gehören Müdigkeit, Abgespanntheit, Durchfall, Entzündungen der Haut rund um den After, Brennen beim Wasserlassen und Entzündungen der Blase oder der Nieren. Die genannten Nebenwirkungen können medikamentös gut behandelt werden. Zumeist sind sie wenige Wochen nach Abschluss der Strahlentherapie vollständig abgeklungen. Es ist aber heute klar, dass ein Strahlentherapie die Häufigkeit von Funktionsproblemen (Kontinenz, Blasenentleerung, Potenz) langfristig erhöht.